26. April 2020: Hilfe in Zeiten von Corona
Die Ausbreitung der Atemwegserkrankung COVID-19 führt auch in Tansania und auf Sansibar zu verstärkten Sicherheitsmaßnahmen und damit einhergehenden Problematiken. Schon vor einiger Zeit hat die tansanische Regierung mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres alle Passagierflüge nach Tansania ausgesetzt. Das bedeutete ein Aus für alle internationalen Flüge.
Die Insel Sansibar, auf der wir mit GuDingU e. V. eine Schule unterstützen und auch zeitnah ein eigenes kleines Projekt beginnen möchten, hat sich zum Eigenschutz unmittelbar nach den COVID-19 Warnungen und den ersten beiden Infizierten, den Recherchen nach Deutsche, gegen den Tourismus abgeschottet, um sich selbst zu schützen.
Doch die Abschottung gegen Touristen zieht unabsehbare finanzielle Folgen mit sich. Es wird damit gerechnet, dass es bis zu 50% an Einnahmeeinbußen geben wird. Dabei lebt Sansibar vom Tourismus, an dem etwa 70 000 direkte Arbeitsplätze und 80 Prozent der Deviseneinnahmen hängen.
Das Gesundheitssystem im Land ist keineswegs mit den hiesigen Standards und Möglichkeiten zu vergleichen. So lassen auch die aktuellen Zahlen von etwa 300 bestätigten Infizierten und 10 Todesfällen bei mangelnden Testkapazitäten nur ansatzweise erkennen, wie die Ausbreitung des Virus in Tansania verläuft. Nach Recherchen im Internet kann spekuliert werden, dass es vermutlich gerade mal sechs Beatmungsgeräte auf der Insel gibt, wovon die Hälfe defekt sein soll.
Ebenso wie hier in Deutschland sind auf Sansibar die Schulen seit einigen Wochen geschlossen. In der Schule, die wir GuDingUs unterstützen, bleibt die Tür aufgrund von Schutzmaßnahmen ebenfalls geschlossen.
Dies, sowie die Tatsache, dass es aktuell keine Touristen auf Sansibar gibt, bedeutet kurz gesagt für viele Einheimische keine Arbeit, was wiederum zur Geldnot und schlussendlich zur Hungersnot führt.
Die Mahlzeit in dieser Schule stellt für viele Kinder oftmals die Einzige am Tag dar. Die Vorstellung, dass diese nun weg fällt und die Frage, ob sie in irgendeiner Art und Weise ersetzt werden kann, stellt uns vor die Frage: Wie können wir helfen?
Seit Wochen stehen wir im engen Austausch mit der Schulleiterin und ihrem Mann, die uns bestmöglich auf dem aktuellen Stand halten. Sie selbst hatten noch ein paar wenige Reserven, mit denen sie auch ihre Freunde und die Nachbarschaft noch etwas unterstützt haben. Naima, die Leiterin, hat auch zu Hause den Kochlöffel in die Hand genommen und Essen gekocht sowie verteilt. Nun kam jedoch gestern der Hilferuf: Unser Geld ist knapp, wir können kein Essen mehr kaufen!
Kurz entschlossen haben wir aufgrund dessen heute, über ein internationales Zahlungsportal, Geld für Nahrungsmittel versendet. Wir sind uns darüber bewusst, dass diese Art der Hilfe über den eigentlichen Vereinszwecks hinausgeht. Jedoch sehen wir diese Unterstützung in dieser Ausnahmesituation als erforderlich an.